katja münker movement-muenker@web.de  |  |
GEHEN FORSCHEN FORSCHEN GEHEN GEHEN FORSCHEN FORSCHEN GEHEN FORSCHEN GEHEN GEHEN FORSCHEN GEHEN GEHEN FORSCHEN GEHEN Gehen ist die gebräuchlichste körperliche Fortbewegungsart des Menschen und immer weit mehr als nur ein Ortswechsel. Gehend erfahren wir Unterschiede und ziehen Verbindungen. Gehend erfahren wir Nähe oder Distanz und können Bezüge herstellen. Gehen ist insofern eine existenzielle Aktion zur Erfahrung und Erkenntnis des Selbst und der Welt, ein sozialer, kommunikativer und gestalterischer Akt. Walking… is much like talking and both are quintessential features of what we take to be a human form of life. … Walking is not just what a body does; it is what a body is. … Walking itself is a way of knowing … [it] is a profoundly social activity. (Ingold/Vergunst Ways of Walking University of Aberdeen 2008)
Nach ausreichender Versorgung mit dem Notwendigen konnten sich kulturgeschichtlich aus dem Gehen kulturelle Ausformungen entwickeln: Musik, Rituale, Tänze, Skulpturen, Geschichten. In der Moderne und Postmoderne findet sich u.a. im Dada, bei den Situationisten, der LandArt, im Minimalismus und in der Postmodernen Perfomance-Kultur auf Gehen basierende Ausdrucksformen: Bei den Dada-Ausflügen und den späteren ‚Deambulationen’ der Surrealisten wurde die Fortbewegung durch den Raum als eine ästhetische Ausdrucksweise genutzt, die das herkömmliche darstellende Kunstschaffen ersetzte. ..der Pariser Stadtbummel, wie ihn Walter Benjamin beschrieben hat, wird als Kunstform genutzt, die sich nicht in ein Medium einschreibt, sondern direkt in das wirkliche Raum-Zeit-Gefüge.
(Francesco Careri Walkscapes – Walking as an Aesthetic Practice Barcelona 2001) Gehen ist (Über-) Lebenswissen und künstlerische Praxis:Die Herstellung von Situationen war somit der beste Weg, um neue Verhaltensweisen in der Stadt zu verwirklichen und um Momente zu erleben, die einem offenbarten wie das Leben innerhalb der städtischen Realität in einer freieren Gesellschaft aussehen könnte. …Es war notwendig, die Stadt als ein spielerisches Territorium zu erleben, im Sinne einer Bewegung, die den Menschen zu einem authentischen Leben führte. Und dazu bedurfte es der Erzeugung von Abenteuern. (Francesco Careri über die Situationisten in Walkscapes) Langes Gehen ist wie eine Langzeitkomposition aus vielen Schritten, Handlungen und Bedingungen: aus Tagesverfassung, Tagesetappen, Landschaftsformen, Wetter(-wechsel), Gehrhythmen & Schritttempi, Atem, Puls, aus Gehen-Stehen-Sitzen-Liegen, aus Bleiben oder weiterziehen, aus Kleidung an- & ausziehen, Rucksack auf- + absetzen, Dinge herausholen & wegstecken, Karte aufklappen, lesen & zuklappen... es ist eine Komposition aus Wegen, Blickrichtungen, Begegnungen, Gesprächen, manchmal Drinnen und vor allem Draußen sein. Es ist ein akkumulatives, informiertes Sein, das aus dem aktuellen Geschehen entsteht. Beim Wandern ändert nichts wirklich seinen Ort: Es ist eher so, dass sich eine Präsenz langsam im Körper einrichtet. Beim Gehen nähern wir uns nicht so sehr den Dingen, sondern wir nehmen die Dinge in unserer Umgebung immer mehr in uns auf. ... Wandern durchdringt. …, die Berge durch die Poren der Haut aufnehmen,…die Form der Abhänge einatmen …Der Körper wird von der Erde durchgeknetet, die er berührt. Und nach und nach ist er nicht mehr in der Landschaft: Er ist Landschaft.
(Frédéric Gros Unterwegs München 2010)
Das Geschehen ist stark definiert und vollkommen offen gleichzeitig. Es rangiert zwischen Planung, Anpassung und Improvisation, zwischen Setzung und Instant Composition. Die entstehende Komposition aus Orten, Verläufen und Körpern, aus Aktion und Stille ist einzigartig und spezifisch und integriert Unerwartetes.
So lässt langes Gehen ohne jegliche Künstlichkeit starke Intensitäten und Zustände erleben. In meiner künstlerischen Forschung und Arbeit interessiert mich die (Mit-)teilbarkeit dieser Intensitäten und Zuständen in performativen Ereignissen durch Körper und Bewegung. Dafür untersuche und nutze ich den Körper als komplexes System: Speicherorgan, Aufnahmeorgan, Ausdrucksorgan mit der Fähigkeit zur Erkenntnis und Transformation. Ausgehend von der Annahme, dass mein Körper/System mit all seinen Fähigkeiten, mit seiner Wachheit, Präsenz und Lebendigkeit prinzipiell in der Lage ist, Erfahrungen mitzuteilen, untersuche ich Bedingungen für dieses Mitteilen. 
 
Tandem-Series // Tanzkongress Düsseldorf 
Kunst im Gehen // Tanzfabrik Berlin Gehen TransAlpin // Tanzfabrik Berlin
Fotos: Andreas Harder, Paula Kramer, Sven Kocar
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